Der Wind straffte das Segel, die Sjórúlfur nahm erneut volle Fahrt auf. Ich vermochte nicht zu sagen, wie lange wir nunmehr unterwegs waren, aber unsere Vorräte waren genauso aufgebraucht wie die Geduld der Männer. Das erste Mal konnte ich Sorgenfalten auf der Stirn von Jander entdecken, unserem stolzen Hersir, der das Ruder fest in der Hand hielt. Worte wurden schon nicht mehr gesprochen seitdem die Sonne wieder aufgegangen war. „Was ist, wenn die Geschichten über das sagenumwobene Land Mythodea nicht stimmen?“ schien es in allen Köpfen zu hämmern. Als ich die Männer betrachtete, schien sich auf einmal irgendetwas zu verändern. Die Sorgenfalten auf Janders Stirn verschwanden urplötzlich und in mir kam ungewollt das Gefühl auf, dass wir es geschafft haben müssen. Kaum konnte ich den Gedanken zu Ende führen da erklang auch schon die kräftige Stimme meines Bruders Erik „Laaaaand, dort ist Land !“. Wie ein Blitz durchfuhr es mich und ich drehte mich um, um Ausschau zu halten. Da lag es vor uns, noch weit entfernt am Horizont doch die Umrisse wurden deutlicher und deutlicher. Wir hatten es geschafft: Mythodea lag vor uns ! Die anderen Ylfinge schienen auch aus ihrer Lethargie zu erwachen und erste Freudenschreie wurden geäußert, Isgrimm fiel in meine Arme und fuhr mir entgegen: „Wir haben es geschafft Erk, Mythodea. Schau doch nur!“ Erneut betrachtete ich das Eiland, welches sich langsam aber beständig näherte, doch zu meiner Freude mischte sich ein Unwohlsein, welches zu beschreiben mir immer noch nicht möglich ist. Ich sah Isegrimm an und sagte: „ Ja, wir haben es geschafft. Wir haben es in der Tat geschafft“...

Als auch die letzte Kiste von unserem Boot geladen war, sah ich mich um und musste feststellen, dass sich viele alte Bekannte ebenfalls auf den Weg nach Mythodea gemacht hatten. Ich fühlte mich um Monate zurückversetzt als wir noch alle beim Winterthing beieinander gesessen hatten, um Entscheidungen für diese Heerfahrt zu treffen. Es mussten um die 150 Nordmänner sein, die sich genau wie wir, dem großen Tross angeschlossen haben, um in Mythodea Ruhm und Reichtum zu erlangen. Jedoch schienen die Nordmänner nicht die einzigen zu sein, welche Mythodea zu dieser Zeit besucht haben. Diesen Gedanken zu fassen hat mir nicht viel Zeit gekostet, da bereits bei unserer Ankunft eine mächtige Palisade um unser Lager errichtet wurde. Ein großes Tor gewährte dem Besucher Einlass, welches jedoch bei ungebetenem Besuch durch das Hochziehen einer Rampe geschlossen werden konnte. Ein Blick nach oben beantwortete mir gleichzeitig, wer sich eine solch unvorstellbare Konstruktion hat einfallen lassen. Es war Herdur, ein tapferer Mann der Ulfhednar, der in schwindelerregender Höhe den Hammer schwang und jenen auf die Bretter niederfahren ließ.

Wir schlugen unser Lager neben dem der Besatzung der Threftönn auf, jener Sippe, von der uns Alrik schon so viel hat berichtet. Tapfere Recken sollen sie allesamt sein, ferne Lande haben sie bereist, um nun Seit an Seit mit uns zu streiten. Schnell waren Bekanntschaften geschlossen und der Hunger musste ebenso, wie der schier unendliche Durst, gestillt werden. Die Mannen aus Schore sollten sich schnell als trinkfeste Mannen herausstellen. Allen voran soff Rollo, wie ein Fass ohne Boden, ein Mann der mich unweigerlich an unseren Ole erinnert hat. Ausschlaggebend war hier wohl der kräftige Körperbau, welcher für manch Widersacher respekteinflößend sein sollte. So saßen wir beisammen und weitere Nordleute gesellten sich an unser Feuer, um sich zu wärmen und um an unserem Mahl teilzuhaben. Es lag ein fleischiger Duft in der Luft, der immer wieder durch den süßlichen Geruch von Met und Bier unterbrochen wurde. Ich starrte in das Feuer und fragte mich, wo unser Weg in diesem neuen Land wohl hinführen soll. Jander war bereits zum Thing gerufen worden, da dort ein Heerkönig erwählt wird, der unser Schicksal in die richtigen Bahnen lenken solle. Als ich aufblickte und mich in der Runde umsah, keimte in mir der Gedanke auf die Zeit sinnvoller zu nutzen als vor dem Feuer zu sitzen und nichts zu tun. Ich nahm Isegrimm zur Seite und wir machten uns auf den Weg zum Tor. Schon bald fanden wir heraus wer hier das „Sagen“ hat. Es war Armas Hornwallson, welcher bereits auf dem Fest der Drachen die Wache beaufsichtigte. Der Mann sah zu jeder Zeit geschäftig aus, immer darauf bedacht, dass seine Mannen auf ihren Posten waren, damit jeder noch so listige Angriff auf die Nordleute nicht unbemerkt bleiben sollte. So ließen wir uns auch zur Wache einteilen. Wie sich herausstellte, sollte es eine leichte Aufgabe werden eine solche Festung zu bewachen. Auf unseren Rundgängen trafen wir nur auf Leute, die unsere Palisade ungläubig bestaunten und ich konnte mich nicht des Eindruckes erwähren, dass sie bereits jetzt großen Respekt vor den mutigen Mannen hinter dieser Palisade hegten. Die Zeit verging nur langsam, da interessante Ereignisse rar waren...Plötzlich eilte Erik aus dem Tor und forderte uns auf sofort unsere Lagerstätte aufzusuchen, da Jander es so befohlen habe. Mich überkam ein ungutes Gefühl, da wir kurze Augenblicke zuvor erfahren haben, dass Hjassir Fjoreson vom Roten Stier zum Heerkönig erwählt worden ist, obwohl Gerüchte umgingen, dass Jarl Ragnar von den Ulfhednar gute Aussichten auf dieses Amt habe.

Ich betrat das Thing-Zelt und schaute in eine Runde vertrauter Gesichter. Halva, Hjassir, Slygon, Helmwald, Jarl Ragnar, Thorger Sturmwolf und viele andere waren schon da. Mit mir betrat Snorri das Zelt. Nach einer kurzen Begrüßung begann der Rat. Jeder stellte sich und seine Begleitung vor. Außer Snorri und mir hatte jeder mindestens einen Húskarl oder Berater dabei. Dies kenne ich eigentlich nur als Eigenart des Adels der Mittellande. So konnte ich auch nicht anders als zu sagen:“ Ich bin Jander Skaflocson, Hersir der Ylfinge. Alleine hier, da ich mich wohl ohne Angst unter Brüdern befinde.“ Der Jarl von Breidvik verlas ein Schreiben von Roc, dem Hersir der Geiranger, indem er um eine erneute Beratung über die Hrim Havener bat.

Ich meldete mich im Anschluss direkt zu Wort. Ich ehrte Roc als Krieger und Anführer, aber seinem Wunsch entsprach ich nicht. Das Urteil des Winterhings hat für mich und für meine Sippe bestand. Es gab dazu nichts mehr zu sagen. Ich wurde gedrängt mich kurz zu fassen und so tat ich dies. Die Mehrheit stimmte aber dafür die Hrim Havener erneut beim Winterthing anzuhören. Dann wurden die Anwärter für den Heerkönig vorgeschlagen. Hjassir vom roten Stier. Jarl Breidvik von den Ulfhednar Und ich Skafloc Sturmbringers Sohn, vorgeschlagen von Snorri.

Jeder von uns sprach dann und beschrieb seine Pläne für eine erfolgreiche Heerfahrt. Der Jarl führte den Eiertanz der Unentschlossenheit auf. Meinen Nachfragen wich er aus. Er wollte es jedem recht machen, ohne eine eigene Meinung zu haben. Daraufhin bezeichnete ich ihn als „alt und satt“. Was er wohl als Beleidigung auffasste. So war es aber von mir nicht gemeint. Der Jarl wollte wohl nur hören, was er hören wollte. Das Horn wanderte und es wurde viel gesprochen. Hjassir und ich waren für Krieg und schnelle Beute. Der Jarl für Frieden und Handel. Bei der Abstimmung entschieden sich die Keiler für Hjassir, ebenso der Harsumer Haufen. Schore stimmte für mich. Die Hornwaller und Sachsen stimmten für den Jarl. Der Jarl selber krönte Hjassir indem er seine eigene Stimme und somit die Stimmen der Ulfhednar enthielt. Da sieht man wie er Angst vor Verantwortung hat. Der Jarl bezeichnete Hjassir und mich als jung und heißblütig und mich aber auch noch als hitzigen Hohlkopf. Meiner Finger umschlossen dabei schon meinen Schwertknauf, aber um des Thing-Friedens willen und dem nahenden Strohtod von Jarl Ragnar verzichtete ich auf eine Erwiderung.

Meine Blase gefüllt vom Met, meine Zunge lahm vom Bier, verließ ich das Zelt um den Weg zum Abort zu gehen.

So sparte ich mir die Heuchelei bei der Verkündigung des neuen Heerkönigs. Der Abort hatte einen vertrauten Geruch. Irgendwie erinnerte er mich an die Aura eines unentschlossenen Redners vom Thing....

Stunden später trafen wir uns erneut um unser zukünftiges Tagwerk zu planen. Uns belauschten zwei ungebetene Gäste. Für ihre Aufmerksamkeit schickte ich sie zu einem Gespräch mit einem unserer Asen – Hel nahm sich ihrer gerne an.

„Was war geschehen?“ dachte ich mir als ich Jander sah. Sein Blick war entschlossen und sein Hals schien vor verschlucktem Gram fast zu platzen. Das Thing war augenscheinlich nicht nach seinem Sinne gelaufen, aber er verlor kaum ein Wort. Sich ihm in den Weg zu stellen und nach dem Grund für seine Wut zu fragen, schien ein hoffnungsloses Unterfangen. Seine Befehle kamen laut und kurz „Rüstet euch, SOFORT!“ oder „Ylfinge, sammeln!“. Jedes Mal zuckte man beim Erklingen seiner Stimme zusammen. Den Hersir vor Wut kochen zu sehen war für keinen Anwesenden angenehm. Alles ging sehr schnell. Er machte Armas ebenso schnell klar, wie er uns Befehle erteilte, dass Isegrimm und ich nicht mehr zur Wache bereit stehen. Widerworte gab es zu keinem Augenblick und eh wir uns umsehen konnten, hatten wir uns auch schon aus der Obhut der gewaltigen Palisade begeben und folgten zielstrebig dem Hersir und seinem Bruder Alrik, welcher gleichsam, wie Jander, seine Schritte in die trockene Wiese stapfte. Wir ernteten furchtvolle Blicke von allen Leuten, die uns auf unserem Marsch begegneten. „Unser Vorhaben, was auch immer wir vor hatten, scheint alle zu verschrecken“ schoss es mir durch den Kopf. Unser Weg führte geradewegs in die Dunkelheit, welche genauso ungewiss war, wie die Mission auf der wir uns befanden. Bevor ich mich aufraffen konnte, um Jander auf unser Ziel hin anzusprechen geschah es auch schon. Mit einem Male befanden sich andere Gerüstete auf der Straße, die auf Grund ihrer feindseligen Haltung nicht zu uns gehören konnten. Jander erhob seine mächtige Stimme und forderte Geld von seinem Gegenüber, welcher diese Forderung nur mit dem Einsetzen der Kampfhandlung beantwortete. Unfähig den Gegner richtig zu erkennen, stellte ich mich neben Jander und begann mit heftigen Hieben auf diesen Mann einzuschlagen. Es schien sich um 4 gut Gerüstete zu handeln, welche sich in unseren Weg stellten. In seiner Verzweiflung schrie einer unserer Gegner nach seinen Verbündeten „Schattenstürmer, Schattenstürmer“ drang es aus ihm heraus und ich erkannte den Ernst der Lage. Die Schattenstürmer waren mir durch Geschichten wohl bekannt. Eine rund 50 Mann starke Truppe, welche angeblich für Gerechtigkeit kämpft. „Wenn die hier sind müssen noch mehr von diesen selbsternannten Gerechtigkeitsverbreitern anwesend sein“ kam es mir in den Sinn. Ich versuchte mich auf die Kampfhandlung zu konzentrieren und hoffte, dass die Verstärkung für unsere Gegner nimmer eintreffen würde. Bevor ich jedoch den nächsten Schwerthieb ausführen konnte, berührte eine kalte Klinge meine Kehle und mein Körper wurde starr vor Todesgewissheit. Mir ward schwarz vor Augen...

Ich erwachte völlig benommen an unserer Lagerstätte auf. Meine Kehle schmerzte als müsste sich dort eine klaffende Wunde befinden, die mir den Atem rauben will. Doch da ward keine Wunde gewesen. Das konnte nicht Walhalla sein ! Ich war am leben und wusste nicht warum. Bewegen konnte ich mich nicht und lag dar auf meinen Schaffellen, die mich wärmten. Von draußen drangen die Stimmen meines Hersirs und meines Bruders hinein. Beide wirkten sehr gereizt, doch um den genauen Wortlaut wahrzunehmen, war ich zu erschöpft und müde. Ich musste viel Blut verloren haben, da ich mich matt fühlte und die Kälte, wie ein unsichtbarer Gegner in mich gefahren war, um mein Herz zu umgreifen. Ich zog meinen Umhang bis zum Kinn und verfiel in einen unruhigen Schlaf...

Der nächste Tag begann mit einem stärkenden Morgenmahl. Es gab Fleisch und Bier, denn wir sollten uns stärken für eine Schlacht, die bevorstand. Gerüchte waren unsere ständigen Begleiter während dieser Heerfahrt und diesmal ging das Gerücht um, dass wir die Orken angreifen sollen. Unweigerlich funkelten die Augen der meisten Ylfinge, als sie diese Neuigkeit vernahmen. Auf die Grünhäuter hegten alle eine große Abneigung und gierig rüsteten sich die Nordleute, um in die Schlacht gegen diese Wesen zu ziehen. Die Ketten waren angelegt, Arme und Beine waren mit stabilem Leder- oder Metallschienen und der Kopf mit teilweise prächtigen Helmen geschützt. Alles war zum Kampf bereit, gut gerüstet und wild entschlossen sahen die Nordmänner aus, denen ich begegnete. „Endlich!“ dachte ich bei mir und in mir stieg eine wahre Kampfeslust auf gegen die sich bestimmt niemand erwähren konnte...

Doch nichts geschah und die Geduld der Männer wurde, ähnlich wie auf der langen Anreise, auf die Probe gestellt. Unterschwellig wurde Unmut laut, warum wir denn immer noch nicht losgezogen seien. Es schien an Verhandlungen mit Söldnern liegen, dass wir den Marsch noch nicht in Angriff genommen hatten. König Hjassir empfahl uns zu schonen, da die Sonne unbarmherzig vom Himmel auf unsere Häupter nieder schien und förmlich versuchte die schwer Gerüsteten in die Knie zu zwingen.

Nach einer durchzechten Nacht, sammelte ich zur Mittagsstunde meine Getreuen Mannen um mich. Nur Raya war mal wieder verschwunden.

Zusammen mit den Männern von Schore und den Sachsen zogen wir aus um Orks zu erschlagen, welche in unserer nächsten Umgebung marodierten. Da wir keine auf unserer Suche fanden entschlossen wir uns zum Orklager zu ziehen. Einige Ulfhednar schlossen sich uns an. Wurden aber bald von ihrem Jarl zurück gerufen. Unter Murren folgten sie dem Befehl. Wir zogen weiter.

Auf der Straße zum Lager der Orks trafen wir eine Gruppe von Reisenden die uns baten, nicht gegen die Orks zu kämpfen, da sich Gefährten von ihnen in Gefangenschaft bei den Orks befänden und gerade Verhandlungen stattfinden würden.

Wir lachten und erklärten ihnen, das wir darauf keine Rücksicht nehmen könnten. Ein Bote des Heerkönigs erreichte uns und berichtete uns, das unser Heer ebenfalls zum Orklager aufgebrochen sei. Wir beschlossen zu warten. Gemeinsam mit dem Heer und ein paar Söldner, welche auf Beute hofften zogen wir weiter. Kunde von Söldnern, welche von den Orks angeworben worden waren und auf diese jetzt warteten kam uns zu Ohren.

Schnell fand sich ein Haufen Freiwilliger, welcher voraus schritt um die Orks als Söldner zu täuschen. Als wir mit der Hauptmacht des Heeres am Orklager eintrafen, sahen wir das unsere List erfolgt gehabt hatte. Unsere Mannen standen vor dem Tor in den Reihen einiger Orks, inmitten von Holzbarrikaden.

Wir stürmten vor. Unsere Leute rissen die Holzbarrikaden auf Seite. Die Verwirrung unter den Orks war groß. Einige von ihnen stürmten vereinzelt in unsere Reihen und fanden einen schnellen Tod. Unter Pfeilhagel und herabfallenden Steinen stürmten wir gegen das Tor. Einige von uns wurden getroffen und fielen. Mein Bruder Ole wurde von einem Pfeil in der Schulter getroffen und schleppte sich zurück. Das Tor bebte unter unseren Axtschlägen, aber hielt stand. Dann brach eine Bresche in der Palisade und das Heer stürmte ins Lager der Orks. Meine Neffen waren die ersten die den feindlichen Boden betraten und mutig kämpften.

Im Lager begann ein grausames Gemetzel. Ein Ork tauchte vor mir auf. Ich fällte ihn mit meinem Wurfbeil und schlug ihm dann den Kopf ab. Schreie von Verwundeten und Sterbenden hallten durchs Lager. Tyr hatte seine Freude. Schnell war der Kampf vorbei. Die feigen Drows hatten den Zugang zu ihrer Höhle einstürzen lassen. Unsere Mannen fingen an zu graben. Langsam, ganz langsam kamen sie voran. Unsere Heiler begannen ihre Arbeit. Überall wurde geplündert und gebrandschatzt.

Ich sah den Jarl von Breidvik, getroffen am Kopf von einem Stein. Hjassir, welcher ebenso verletzt war, bat mich die Führung über die Männer zu übernehmen, wenn wir die Drowhöhle stürmen würden. Ich nahm an.

Aber dazu sollte es nicht mehr kommen, denn Streit entflammte zwischen unseren Mannen und den Heilern von MASH. MASH heilte die von uns niedergestreckten Grünlinge. Der Streit wuchs zum Handgemenge. Als MASH sich zurückgezogen hatte, versuchte ein dämonisches Weib unseren Heerkönig hinterrücks zu erdolchen. Dies gelang ihr nicht, aber auf unerklärlicher Weise konnte sie flüchten. Hexerei lag in der Luft.

Da wir mit den Kämpfern der Allianz rechneten, mit denen MASH gedroht hatte, beschlossen wir geeint abzuziehen und uns der Allianz auf offenem Feld zu stellen.

Wo einmal das Orklager war, ließen wir dann nur noch ein Stück verbrannte Erde zurück.....

Jander musste unsere Gedanken gelesen haben als er vor uns trat und verkündete, dass in der unmittelbaren Umgebung Orks umherstreunen, die es aufzumischen gilt. Entschlossen wie ein Schmiedehammer, der auf den Amboss niedergeht schritten die Ylfinge und einige andere Nordmänner aus dem Tor, um das Grünvolk in die Schranken zu weisen. Ich benachrichtigte derweil den Heerkönig, der mir versicherte, dass der Rest des Heeres nach Abschluss der Verhandlungen zu den Ylfingen aufschließen werde. So zogen wir dann los doch unsere Suche sollte erfolglos bleiben... zumindest fast. Wir trafen auf die Sachsen, die den gleichen Entschluss gefasst hatten und genauso tatenlos dastehen mussten wie wir. Nach einiger Wartezeit beschlossen wir auf den Rest des Heeres zu warten, doch schon nach kurzer Zeit eilte unser Heer heran, welches sich endlich auf den Weg zum Lager der Orken gemacht hat. Da marschierten sie an uns vorbei, der Rote Stier mit König Hjassir an der Spitze, in voller Brünne, die Mannen der Ulfhednar, die grimmigen Blicke hinter ihren Helmen versteckt. Danach vermag ich die Gruppen nicht mehr zu unterscheiden. Wir reihten uns in den großen Tross ein und begannen einen langen Marsch bis zum Orkenlager. Unzählige Male erklang der Schlachtruf der Normänner: „Ooooodiiiiiiiiin !“ , wieder und wieder. Schon längst war allen gewiss, dass die Orken unseren Ruf vernahmen und ihnen die Furcht bis in die Knochen fuhr. Auf unserem Marsch begegneten wir noch vielen anderen Kriegern aus dem Lager der Allianz, dem übrigens auch unsere nächtliche Bekanntschaft angehörte, und sie schlossen sich ohne große Widerworte dem gewaltigen Zug an. Als ich mich auf einer Anhöhe umblickte stieg mir ungewollt Euphorie empor. Wir mussten grob geschätzt 300 Mannen zählen, die gegen die Grünhäute ziehen, angeführt von unserem Heer.

Dann kam der Zug auf Befehl des Heerkönigs zum stehen und es drang durch, dass eine List vorbereitet wurde. Es wurden 50 Mann ausgesucht, die nicht allzu nordisch gekleidet und gerüstet waren. Sie sollten einen Söldnertrupp spielen, der die Orken angeblich unterstützen solle. Sie wurden vorausgeschickt, um sich zwischen die Reihen dieser unbeliebten Wesen zu mischen und sich dann im entscheidenden Moment wieder auf unsere Seite zu schlagen. „Eine wahrhaft kluge List!“ dachte ich mir und freute mich schon auf die Gesichter der übertölpelten Orken.

Nachdem der angebliche Söldnertrupp genügend Vorsprung hatte, kam das Heer wieder in Bewegung und erreichte bald das angestrebte Ziel. Schon auf den ersten Blick wurde mir klar, dass es nicht leicht wird das Lager ohne Belagerungsgerät zu stürmen. Das Tor war rechts von Wald umgeben und links davon verlief eine recht stabile Palisade. Der lange Marsch und die nicht enden wollende Wartezeit davor schien sich in einem Moment zu entladen und die Nordleute stürmten allesamt auf das erste von zwei Toren zu. In meinen Augenwinkeln erkannte ich die vom Kampfgeschrei verzerrten Gesichter der anderen Ylfinge und ich wusste, dass es endlich wieder so weit war und unser Kampfesdurst bald gelöscht sein sollte. Bevor wir das Tor jedoch erreicht haben öffnete sich dieses und unser vorgeschickter Trupp verschaffte uns Zugang zum eigentlichen Tor. Die sichtlich überraschten Orken, welche bei unseren Mannen standen, konnten gar nicht recht verstehen, wie es um sie geschah. Nach kurzer Zeit waren sie niedergemacht und die Masse drängte auf das nächste Tor zu und begann es mit schweren Axt- und Schwerthieben zu bearbeiten. Unsere Gegner waren jedoch nicht so dumm, wie ich dachte und sie sorgten dafür, dass wir wegen umher fliegenden Steinen und Pfeilen auf der Hut sein mussten. An meiner linken Seite kämpfte Mikjall Petersson, ein Nordmann von wahrhaft imposantem Körperbau. An meiner rechten beobachtete ich Isegrimm, wie er auf das Tor einschlug und im gleichen Moment sah ich wie ein Pfeil durch sein Kettenhemd in seine Schulter eindrang und sich sein Gesicht vor Schmerz zu einer Fratze verzerrte. Trotz der Überzahl war es ein gefährliches Unterfangen in der ersten Reihe zu stehen. Alle Mühen die Palisade zu zerstören sollten unbelohnt bleiben. Jedoch schien ich nicht der einzige zu sein, der so gedacht hat, weil ein Mann neben mir mit seinem gesamten Körper in die Palisade einschlug. Er rappelte sich auf und nahm erneut Anlauf und rammte sich mit aller Kraft in die Palisade. Es zeigte Wirkung und als Mikjall es ihm gleichtat war es schnell um den Schutz der Orken geschehen. Dieser große Mann links von mir mähte die Palisade um, als wäre sie aus altem, morschen Holz erbaut worden. Endlich drangen wir in das Lager ein, doch wurden wir alle zurückgeworfen, als wenn uns eine unsichtbare Wand im Weg stehen würde. Der üble Zauber eines Orkenmagier hat einen Energiewall um ihr Lager entstehen lassen, der jedoch unseren Kräften nicht lange standhalten sollte. Endgültig gelangten wir dann in das Lager und ich sah mich auf einmal Seite an Seite und an erster Stelle mit unserem Heerkönig. Hjassir war ein wahrhaft tapferer Krieger, der in die Reihen der Orken pflügte, ich versuchte es ihm von Todesmut ergriffen gleichzutun. Blut spritzte mir ins Gesicht und ich vermag nicht zu sagen, ob es mein Blut, das von Hjassir oder das eines Orken war. Einmal in das Lager vorgedrungen dauerte es nicht lange bis alle Grünhäute am Boden lagen und dem Tod entgegengingen. Vom Kampfgeschehen wie betäubt stand ich dann da, die anderen Ylfinge neben mir. Es wurde uns mitgeteilt, dass Ole verletzt war, jedoch versorgt wurde. Jander kam auf mich zu und rüttelte mich aus meiner Abwesenheit. „Schau, ob einer von ihnen was brauchbares dabei hat“ befahl er mir. Schnell machte ich mich auf den Weg und fand einige leblose Körper, die ich durchsuchte. Orken waren bekanntlich nicht sehr wohlhabend und dennoch konnte ich ein Gold und ein Seil zum fesseln beim Durchsuchen eines Leichnams finden.

Hjassir rief uns alles zusammen und uns wurde mitgeteilt, dass sich hinter dem Orkenlager die Höhle der Svartalfen befinde. Der Zugang war jedoch von ihnen selber zugeschüttet worden und blieb uns so verwehrt. Sofort begannen einige von uns gierig mir ihren Schilden und anderen Gegenständen zu graben.

Svartalfen sind das Volk welches in mir das größte Unbehagen weckt. Sie sind voll üblem Zauber und jede Waffe scheint mit einem todbringenden Gift gespickt zu sein. In einen Kampf gegen sie zu ziehen ruft wohl bei allen Beteiligten das größte Unbehagen auf. Diese dunkle Höhle dürfte mit einer Unzahl an Fallen und anderen ungeheuerlichen Dingen geschützt sein und ein Kampf würde mit einer hohen Zahl von Verlusten verbunden sein. Zwar könnte man sich einen besseren Weg nach Walhalla wünschen, als in der Höhle von Svartalfen an einem Gift zu Grunde zu gehen, aber ich würde ohne zu zögern an vorderster Stelle mit den Ylfingen kämpfen.

Die Höhle sollte uns jedoch verschlossen bleiben und wir traten, nachdem das schon unsere Verbündeten taten, den Rückweg an. Der Rückmarsch sollte sich nach all den Kampfhandlungen als sehr kräftezehrend darstellen. Die Moral war jedoch gut, kein Zweifel, wir hatten die Geißel von Mythodea niedergestreckt und konnten zufrieden in unsere Gestaden zurückkehren. Schon jetzt wurden untereinander Heldentaten und Kampfhandlungen berichtet und jeder schien so enthusiastisch wie auf unserer letzten gemeinsamen Viking. Diesmal sollte sie sogar für mich mit Gold gesegnet sein. Ich ließ mir mein Goldstück von Erik reichen und band es durch das Loch in der Mitte an meine Kette. Es soll mich nunmehr immer an diesen Angriff erinnern.

Wir hatten uns einen guten Teil vom Orklager entfernt als unserem Tross zwei Gruppen entgegen kamen. Eine direkt auf uns zu, eine auf der linken Flanke.

Unsere Mannen, kampfesmüde und wenige nur unverletzt, stellten sich den Fremden gegenüber. Unser Heerkönig schickte Jarl Ragnar und seine Mannen los zu erkunden was die Fremden wollten.

Wie erwartet wollten die Fremden, unter ihnen einige der verfluchten und ehrlosen Schattenstürmer, Blut sehen, als Vergeltung für die Übergriffe unsererseits auf die Heiler von MASH. Es wurde sich auf einen Zweikampf, aufs erste Blut geeinigt.

Gunbjorn von den Ulfhednar sollte diesen Kampf gegen einen Schattenstürmer ausfechten. Der Kampf war kurz und heftig. Gunbjorn hielt den schweren Schlägen stand und zahlte mit gleicher Münze zurück. Der Schattenstürmer schaffte es nicht die Rüstung von Gunbjorn zu durchstoßen. Auch als der Ulfhednar sein Bein nicht mehr belasten konnte kämpfte er weiter, suchte die freie Stelle in der Deckung des Schattenstürmers und hieb zu.

Der Schattenstürmer, welcher sich schon als Sieger fühlte, spürte wie sein dunkles Blut ins Gras sickerte. Seine Plattenrüstung hatte schlagartig an Glanz verloren. Wie es des Schattenstürmers Art ist nahmen sie den Sieg für sich in Anspruch. Wir, die Wissenden zogen an den jubelnden, blinden Pfauen heim in unser Lager...

Im Lager wieder angekommen galt es sich von den Strapazen des langen Marsches zu erholen. Die Glieder schmerzten von eingesteckten Schwerthieben, die Schultern waren hart durch das getragene Kettenhemd. Die Schilde schützten uns vor den Klingen der Gegner und benötigten nun eine reparierende Hand. So begaben sich Isegrimm und ich an die Schilde und Rüstungsteile, um alles wieder so herzurichten, wie es Stunden zuvor aussah. Derweil wurde bereits das Feuer geschürt, um ein deftiges Mahl für die tapferen Krieger zu bereiten. Wunden wurden geheilt und Isegrimm schwang unermüdlich den Hammer auf das Holz nieder. Während er noch über einem Kettenhemd hing und mit der Zange fehlende Ringe einsetzte. Begab ich mich mit Ulf und Erik daran die Ylfing-Suppe zu kochen. Schon bald erfreute sich die Suppe breiter Beliebtheit, da sie verlorene Kraft zurück in den Körper fahren ließ. So saßen wir dann alle beisammen und verspeisten Fleisch, Brot, Suppe und Met. Wieder und wieder wurden die Ereignisse des Angriffes an die Daheimgebliebenden weitergegeben und auch Thore und Raya kehrten ein in das Lager der Nordmannen. Sie waren dem Angriff zwar ferngeblieben doch ahnten schon jetzt unseren Sieg, da unser Kriegesruf bis hin auf den Marktplatz zu hören sei. Es wurde viel gelacht und niemand dachte daran, dass sich die Orks rächen könnten...

Als es geschah saß ich gerade vor dem Zelt und hielt eine Unterredung mit meinem Bruder. Plötzlich kamen schreckliche Schreie vom Tor her, welche durch Mark und Knochen fuhren. Sofort sprang alles auf, um zu sehen was geschehen war und rasch brach Chaos aus. Alles lief wild durcheinander und ich konnte nicht ersehen, was geschehen war. Dann diese schmerzverzerrten Schreie nach Wasser und von einem Moment auf den anderen liefen mir auf dem Weg zum Tor garstig verbrannte Männer entgegen. Unglaubwürdig starrte ich sie an und konnte mir nicht vorstellen, was zu diesen Verbrennungen geführt haben könne. Ich sollte rasch eine Antwort erhalten...einige Meter vor mir wütete eine Art Feuerdämon durch das Lager und vom Tor her näherten sich zwei weitere Unholde. Nichts schien sie aufzuhalten und ich sah Männer mit Schwerten auf sie einhieben, welche jeden Mann niedergestreckt hätten. Doch die tapferen Nordmänner warfen schreiend ihre Waffen weg als diese zu glühen begannen. Von Panik ergriffen stolperte ich rückwärts zum Zelt zurück, wo auch der Rest der Ylfinge die Waffen ergriff. Ich nahm mir einen Speer, um genügend Abstand von diesen brennenden Geschöpfen zu halten. Doch alsbald ich meinen ersten Stich ausführte, begann der Speer lichterloh zu brennen und jeder Versuch ihn länger zu halten schien zum Scheitern verurteilt. Dann schoss mir des Rätsels Lösung durch den Kopf: „Wasser!“. Rasch rannte ich in das Zelt und kam mit dem imposanten Gruppenhorn zurück, um es in dem Brunnen zu füllen. Rasch bemerkte ich, dass ich nicht der einzige mit dieser Idee war. Lautes Zischen war zu vernehmen und ich erblickte 4 Männer, die Eimer mit Wasser gefüllt über einen Unhold ergossen. Dieser sank zu Boden und lag reglos dar. Kurze Freudenschreie waren zu vernehmen und das Mittel gegen die Angreifen ward gefunden. Ich nahm das gefüllte Horn in meine Arme und machte mich daran unser Zelt zu löschen und danach das Zelt der Hornwaller. Nachdem die Eindringlinge zurückgeschlagen und die Zelte gelöscht waren, wurde mir bald klar, dass die größte Aufgabe noch vor uns stand. Die Palisade hatte Feuer gefangen und brannte teilweise lichterloh. Wir bildeten eine Kette und reichten mit Wasser gefüllte Gefäße aller Art weiter, um die Flammen am Ende der Kette zu ersticken. Das Heer arbeitete Hand in Hand und dieser fehlgeschlagene Angriff sollte uns nur noch enger zusammenbinden...auch der Aufbau eingestürzter Palisadenstücke wurde mit vereinter Kraft schnell rückgängig gemacht und das Lager des Großen Heeres erstrahlte in alter Stärke.

Wir lagerten erschöpft an unseren Zelten, warteten das unsere Suppe heiß wurde, als aus heiterem Himmel Wesen aus Feuer inmitten unserem Lager auftauchten. Zelte gerieten in Brand. Wir griffen nach unseren Waffen und wehrten uns.

Eins dieser Ungetüme kam auf mich zu. Ich rammte mein treues Schwert in sein Leib. Das schien ihm nichts zu tun. Dafür wurde der Stahl in meiner Hand heiß und ich ließ mein Schwert fallen. Den Schlägen des Wesens ausweichend suchte ich nach einem Ausweg, als ich sah wie einige unserer Gefährten Wasser auf ein brennendes Zelt kippten und wie das Wesen dem Wasser zischend auswich. Wasser, der alte Feind des Feuers. Ich griff nach einem unserer Wassereimer und schüttete es auf den Feuerteufel. Es zischte und das Wesen war verschwunden. Aufgelöst. Einige Mannen hatten die gleiche Idee. Die Wesen waren im Nu vernichtet. Schnell wurden Rufe nach Heilern laut. Die Unversehrten bildeten Ketten und löschten die Zelte und die Palisade.

Seltsamer Weise so heiß wie es auch gerade gewesen war unsere Suppe war kalt geworden. Das war mir aber recht und ich begann meinen Hunger zu stillen.

Njörd sei Dank, wir hatten es mal wieder geschafft.

Gerüchte über Gerüchte. Den ganzen Abend haben wir auf den Angriff der Allianz gewartet. Meine Mannen und die Männer von Schore. Wir warteten vor unserem Tor. Wir wollten die ersten sein. Aber wir warteten umsonst. Mit dem Met der Ulfen in unserem Sippenhorn und alten Geschichten vertrieben wir uns die Zeit.

Der Abend war gekommen und alle versammelten sich um unsere Feuerstelle. Ein anstrengender, jedoch erfolgreicher Tag ging zu Ende. Die Orks waren vernichtet und der Angriff der Feuerelementare abgewehrt. Allmählich schien die Spannung von den Nordleuten zu weichen und gelöste Stimmung kam auf. Die Ylfinge speisten zusammen und die Suppe tat jedem sichtlich gut. Ich nahm einen tiefen Schluck aus meinem Horn und sah in die Runde. Es wurde getrunken, gegessen und gesungen. Ich konnte mir ein unwillkürliches Lächeln nicht verkneifen und schlurfte an meiner Suppe. Da trat ein Bote des Heerkönigs an unsere Runde und verkündete, dass wir uns morgen noch vor Sonnenaufgang rüsten sollen, da wir das Lager der Allianz angreifen werden. Die heitere Stimmung war schneller verschwunden, als sie aufkam. Bedenken und Kampfeslust schienen zu keimen angesichts der großen Übermacht der Allianz. Vielleicht sollten uns die Morgenstunden den entscheidenden Vorteil geben. Der Bote ging und das Schweigen hielt noch einige Momente, bevor die ersten Gespräche wieder aufgenommen wurden. Niemand schien über die bevorstehende Tat reden zu wollen. Eins stand für mich fest: „Wenn mein Hersir und mein Heerkönig wollen, dass ich mit in das Lager der Allianz stürme, dann werde ich ihnen folgen!“. Der gute Met und das Bier schienen bei den meisten Ylfingen nach und nach wieder gute Laune aufkommen zu lassen...vielleicht war es auch ihr letzter Abend an denen sie außerhalb Walhalls Hallen feiern konnten.

Als ich die Augen öffnete sah ich meinen Bruder Erik neben mir liegen. Er schien sich in einem tiefen Schlaf zu befinden. Zu meiner rechten kauerte Isegrimm, welcher ebenfalls tief ein- und ausatmete. Keiner der Ylfinge war wach. Ich drehte mich um und schloss wieder die Augen als ich aus der Ferne den Ruf eines Kriegshornes wahrnahm. Darauf folgten Schreie und das Klirren von Klingen. „Wir haben verschlafen!“ flüsterte ich ungewollt. Schnell sprang ich aus dem Zelt...das Lager war Menschenleer. Einzig die Hornwaller, welche die ständige Wachmannschaft stellten, schienen sich im Lager aufzuhalten...

Es war Uther Hendrikson, der Jander und mir entgegenkam. Er blutete aus einer tiefen Wunde im Bein und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Ich stützte ihn. Jander wollte sich alleine auf den Weg zum Lager der Allianz machen, um nach Verletzten Ausschau zu halten, obwohl uns schon versichert wurde, dass dort niemand mehr lebend aufzufinden sei. Ich begleitete den humpelnden Uther zurück ins Lager. Er erzählte mir stöhnend von dem frühen Angriff auf das Lager der Allianz. Es war eine verlustreiche Schlacht.....

Snorri, Sohn des Blakkars, Skalde der Mannen von Schore berichtet uns von diesem Angriff:

Schlafend sass der Hahn, kein fingerbreit die Sonne legte sich auf die Gesichter der Recken, Tau auf ihren Schilden.

Die Schritte dumpf auf nassem Grass, kein Laut war zu hören und nur leise klirrte der Stahl, noch kein Strahl glänzte auf ihm.

So wand sich geheimer Pfad auf geschlängelten Wegen durch den noch dunklen Wald und kein Gesang frohlockte dem Tod.

4 mal 12 waren sie und trugen Stroh in jeder Hand frei von Speer, Schwert und Schild, den drohenden Wall geschwind zu überwinden.

Weit hörte man den Gesang, sie riefen den Allvater und Verderben und Brand kam aus jeder ihrer Hand zuhauf.

Die Feinde noch wogen tief in fränkischen Träumen voll mit Lust und Wein, als kalter Stahl sie zum letzen Male weckt.

Und laut geht das Gejammer. Doch Gnade kennt keines Nordmannes Hand heut mehr nach solchem Verrat.

Geschont wurden die ohne Waffen zur Hand, ihr heim Auch schlug keine Flammen, doch Dank war dort keiner.

Feige schlugen sie nieder auf verwundete Recken mit gebrochenem Schild und schartigen Schwert.

Dem König zu folgen, sie lagen im Staub, kein Lied kündet heut von Ihren treuen Taten.

 

Nach der Niederlage machte ich mit Jarl Ragnar auf den Weg zu dem Lager der Allianz. Im Herzen trug ich Hass. Im Gesicht Hochmut. Wir wurden freundlich empfangen. Der hohe Rat der Allianz teilte uns herablassend mit, das unser König sich vor Ihrem Gericht verantworten sollte. Ich hatte das Gefühl, das Urteil sei bereits gefällt. Gut das unserem König die Flucht aus der Gefangenschaft gelungen war. Die blumigen Verhandlungen überließ ich Jarl Ragnar von Breidvik. Ich erkundigte mich nach dem Wohlbefinden unser gefangenen Mannen. Torge Hendrickson schien sich zu freuen mich zu sehen.

Kurz bevor wir wieder das Lager verließen, um unserem Heer die Forderungen der Allianz zu überbringen, erkundigte sich der Gesetzessprecher der Allianz, was unsere Gesetze verlangen würden. Wir erklärten ihm, das es zwei Möglichkeiten gebe. Einen Holmgang oder Blutgeld. Er schien unsere Worte zu verstehen, aber nicht zu begreifen.

Wieder in unserem Lager hielten wir Rat. Keiner der Anführer wollte unseren Heerkönig oder einen anderen an die Allianz ausliefern. Jarl Ragnar wollte sich alleine stellen. Dies lehnten wir einstimmig ab, da dies das falsche Zeichen wäre. Nach dem Rat zog ich mit Thorger Sturmwolf, meinem Bruder Ole, Mikjáll Petersson und einigen anderen los und wir nahmen verstreute Allianzer als Geiseln. Wie zu erwarten ergaben sich alle wie Lämmer ihrem Schicksal ohne auch nur den Versuch einer Gegenwehr. Bald wurde der Platz bei uns zu eng und ein Bote mit der Forderung des Gefangenen-Austauschs wurde los geschickt. Als alle Gefangenen wieder frei waren. Bereiteten wir uns auf den Angriff der Allianz vor.

Sie kamen gegen Mittag. Ich spürte den feinen Regen auf meiner Haut und hielt durch die Ritzen in der Palisade Ausschau. Neben mir stand Thore und wir beobachteten schweigend den nicht aufhören wollenden Strom an Gerüsteten. Die Allianz kam über den Weg, welcher sich unweit von unserem Lager befand. Allesamt waren sie schwer gerüstet und brachten Kriegsgerät mit sich. Es mussten an die 500 Menschen gewesen sein, welche sich auf unser Lager zu bewegten. Ich rannte zur vorderen Palisade, um einen beeindruckenden Blick auf die lange Schildreihe der Allianz zu erhaschen. Ich war mir sicher, dass ein jeder von uns es mit mehreren Gegner aufnehmen muss. Kurz versank ich in Gedanken und sah uns schon alle zusammen in den Hallen Walhalls sitzen und aus riesige Metfässern trinken. Das Herz schlug mir bis in zum Hals als der Befehl zum Sammeln kam. Die Ylfinge standen beisammen und Jander sprach zu den unseren. Jeder in der Runde schien in innerer Unruhe zu verweilen.

Dann der erste Schlag der Allianz. Ein Pfeilhagel tauchte über der Palisade auf und ging auf die Nordleute nieder. Geistesgegenwärtig rissen alle ihr Schilde hoch und ein Pfeil bohrte sich durch das Holz über meinem Kopf. Schon waren die ersten Verletzten zu beklagen. Ein Mann neben mir fiel benommen zurück und ich entdeckte den Pfeil, der seine Schulter durchdrungen hatte. Wieder kamen Pfeile, wieder und wieder. Nur unsere Schilde vermochten uns zu schützen. Gleichzeitig nahm das schwere Kriegsgerät der Allianz unser Tor unter Beschuss und die Schwertschläge der vordersten Allianzreihe gingen auf die Front unserer Palisade nieder. „Gleich ist es so weit“ dachte ich mir und überprüfte, ob ich auch das Goldstück für meine Überfahrt bereit habe. Das Tor schien zu fallen und das Entsetzen in den Gesichtern der Männer war allgegenwärtig. Dieses mächtige Tor, erbaut von Herdur, konnte nicht fallen ! Dann ging alles sehr schnell. Der Ausfallbefehl vom Heerkönig kam, da das Tor nicht mehr zu halten war. Dicht an dicht drängten wir uns nach draußen und der Regen nahm ein wenig zu. In der Ferne war ein leises Donnern zu hören. „Thor ist bei uns!“. Meine Miene hellte sich auf und schnell wurde klar, dass die Männer unmittelbar vor unserem Tor angeheuerte Söldner sind, welche uns zur Seite stehen. Der bereits ausgeströmte Trupp an Nordmänner machte einen Schwenk zur Linken und bildete rasch eine Schildreihe gegen die sich nähernden Massen der Allianz. Die Ylfinge standen ganz vorne in erster Reihe. Diesmal ohne die Sachsen, welche beim Angriff auf das Lager der Allianz ihr Leben ließen. „Oooodin“ tönte es furchterregend aus unseren Kehlen und die Gesichter der Gegner verrieten Angst vor der Wildheit der Nordmänner. Ich war wie betäubt vor Kampfesgier und versuchte mir weiter mit lautem Geschrei einen klaren Kopf zu schaffen. Dann rückten WIR vor, nicht die zahlenmäßig weit überlegende Allianz. Die Ylfinge und das Große Heer stürzten sich auf die vorderste Reihe der Angreifer und verteilten ihre Schläge. Dann mussten wir wieder ein paar Schritte weichen, jedoch schienen wir ebenbürtig zu sein und keine Seite konnte das Schlachtenglück für sich gewinnen.

Wieder kamen wir einige Schritte voran und befanden uns auf der rechten Flanke der Schlachtreihe. Die Söldner auf der Linken konnten mit unserem raschen Vordringen nicht mithalten und so kam es dann, dass wir über rechts eine Flankenbewegung machten, die die Allianz einschnürte. Wütend gingen die Schläge der Nordmänner auf die Körper der Widersacher nieder. Gegner um Gegner wurde niedergestreckt, doch ihre nicht enden wollende Anzahl bereitete uns Schwierigkeiten. Die Schilde waren bald nicht mehr als Fetzen aus Holz und die Kraft schien erschöpft zu sein. Zu aussichtslos war die Lage. Als würde Alrik meine Gedanken gehört haben, schmiss er sein Schild bei Seite und auch sein Schwert war nicht mehr zu sehen. Man reichte ihm einen Speer. Was dann geschah schien mir nur schwer begreiflich. Alrik nahm den Speer eines Gegners und riss ihn zu sich. Danach sprang er todesmutig in die entstandene Lücke des gegnerischen Schildwalls. Vollkommen furchtlos und wild entschlossen sah er aus, als ich zum letzten Mal sein Gesicht sah. Sein Kampesschrei durchfuhr mich wie ein Blitz. Die Lücke schloss sich und Alrik schien, genau wie sein Kampfgeschrei, verschluckt. Man sah lediglich wie die hinteren Reihen der Allianz auf etwas einschlugen. Alrik war tot. Unglaubwürdig starrte ich vor mir her. Unser jahrelanger Begleiter, mein Oheim, unser aller Freund, Alrik, hat den Weg gen Walhalla angetreten.

Unbegreiflich schien es mir, als dann auch noch Isegrimm in die Reihen der Allianzler rannte und ebenso wie Alrik von jenen verschluckt wurde. Mein Magen schien sich umzudrehen und ich fragte mich selber, ob ich wohl der nächste tapfere Recke bin, der sein Leben lassen sollte. Dann passierte es, in einem Augenblick der Unachtsamkeit, ein Schwert traf mich an der Schläfe und wie durch ein Wunder wurde ich nicht bewusstlos. Mein Kopf dröhnte und ich taumelte zurück, wurde dann durch Thore aufgefangen. Ich schien nicht zu bluten und meine aufkommende Wut betäubte den Schmerz. Ich eilte zurück ins Lager und ergoss einen Eimer Wasser über meinen Kopf. Der Schmerz wich für einen Augenblick. Vor dem Tor angekommen, traf ich die versammelten Ylfinge an. Jander brachte gerade die neuste Kunde von Alriks Tod, aber auch aufmunternde Worte entkamen seinem Mund. Anscheinend war es einigen unserer Mannen gelungen hinter die feindlichen Linien zu kommen. Dort haben sich die Elementarlager versammelt, die ein Bündnis mit uns hatten. Angeführt von unseren Leuten, fielen sie der Allianz in diesem Augenblick in den Rücken. „Für Alrik !“ dröhnte es aus Jander heraus und die Ylfinge wiederholten seine Aufforderung, um sich kurze Momente später wieder in die Schlacht zu stürzen. Alriks Tod schien uns alle noch mehr voranzutreiben und wir schafften es einen schwer gerüsteten Mann der Allianz zu Boden zu bringen. In meiner Wut über Alriks Dahinscheiden setzte ich dem von Todesangst erfassten Mann einen Schwertstoß tief ins Herz. „Für Alrik!“ schrie ich laut aus mir heraus und fühlte mich erleichtert. Noch tiefer steckte ich meine Klinge in den leblosen Leib bis sie im Boden unter meinem Opfer versank und ich musste viel Kraft aufwenden sie wieder dort heraus zu ziehen. Ich sah um mich und einige unserer eigenen Mannen sahen mich erschrocken an. Mir wurde klar, dass ich wie ein Wahnsinniger ausgesehen haben muss. Ohne länger einen Gedanken daran zu verschwenden schmiss ich mich wieder in die vorderste Reihe und stellte mit Vergnügen fest, dass die Allianz durch den Hinterhalt langsam aufgerieben wurde. So siegessicher kamen sie hierher und ich war mir ebenso sicher am heutigen Tage gen Walhall zu fahren. Nun schien alles anders zu kommen, Alrik war tot, die Allianz zurückgeschlagen und das Schicksal des mutigen Isegrimms ungewiss.

Wir hatten es geschafft, die letzten Gegner wurden von unseren Verbündeten eingekesselt und starteten wenig später einen Fluchtversuch. Diese Übermacht ward geschlagen. Wir hatten das geschafft an das niemand ernsthaft geglaubt hat. Wir hatten mit Hilfe unserer Bündnispartner die Allianz zerschlagen. Sie existierte ab diesem Moment nicht mehr. Doch welchen Preis mussten wir zahlen! Alrik war tot und Isegrimm schwer verletzt. Auch Erik konnte nicht mehr gehen. Jander, Ole und ich machte uns auf den Weg zum Lager der Allianz. Nun wollten wir ihr Gold!

Alle standen wir gerüstet. Wartend. Unser König sprach aufmunternd zu uns. Ich blickte in die Gesichter meiner Mannen. Sie hatten keine Angst, sondern Feuer in den Augen. Feuer genährt durch den Hass auf die Allianz. Wir würden sterben oder siegen. Wir waren uns alle bewusst, das eine Übermacht gepanzerter Krieger uns bestürmen würde. Aber wir trugen einen stärkeren Panzer als jeder Ritter. Unser Panzer war die Furchtlosigkeit vor dem Tod. Unsere Stärke war unsere Entschlossenheit alles zu geben.

Ich hörte in der Ferne den alten Ruf: „Lever dod als Slave !!!“ Da erst merkte ich, das ich es war der es rief. Kehlig und dunkel stimmten meine Mannen ein. Kurz drauf erklang der Ruf aus mehr als hundert kräftigen Kehlen.

Da erklang die Glocke am Turm. Die Allianz rückte an. Pfeile und andere Geschosse regneten auf unser Lager herab. Unsere Schützen zahlten es mit gleicher Münze heim. Unser Turm brach durch eine Feuerkugel herab. Ein Teil der Palisade brach ein. Da endlich. Das Tor wurde geöffnet. Wir stürmten raus. Dem Feind entgegen. Einige Verbündete aus anderen Lagern warteten vor unserem Tor und schlossen sich uns an. Neben uns die Hornwaller bildeten wir die erste Schildreihe und griffen die Allianz an. Damit hatten diese nicht gerechnet. Die dachten wir würden uns in unserem Lager verstecken, wie sie es getan hätten. Schreie, Waffen blitzten auf. Ich suchte nach einer Lücke in der Schildreihe der Feinde und stieß zu. Meine Mannen taten es gleich. Wir hielten der Übermacht stand und wurden selber immer mehr. Als mein Schild brach und mein Schwert schartig geschlagen war griff ich nach meinem Speer. Die Heere standen sich gegenüber. Keiner gewann an Boden. Da stürmten einzelne von uns im Berserkerrausch vor. Die restlichen Sachsen und auch mein Bruder Alrik, dessen Schild ebenfalls gebrochen war. Alrik stürmte brüllend vor. Wie ein Blitz schlug er eine blutige Schneise in den Schildwall des Feindes. Sein Schwert hielt blutige Ernte. Ich hör ihn immer noch lachen, als er kampfesmüde zu Boden geht... „Rache für Alrik“ hör ich meine Mannen rufen. Wir bewegen uns voran. Die Allianz weicht zurück. Ein Teil unserer Mannen war der Allianz mit Verstärkung unserer verbündeten Lager in den Rücken gefallen. Eingekreist waren sie nun. Kein Ausweg mehr für sie. Isegrimm stolperte verletzt an mir vorbei. Mein linker Arm war taub. Mein rechtes Bein blutete. Den Speer konnte ich nicht mehr halten. Ich ließ ihn fallen und griff mir das Sax von meinem Neffen.

Ich stürmte wahnsinnig vor Wut auf einen Plattenpanzer ein. Hieb auf ihn. Stürzte mit ihm zu Boden und hieb ihm den Kopf ab. Wie von Sinnen schlug ich auf den nächsten ein. Ein starker Schmerz in meiner Schulter nahm mir die Sinne. Ich ging zu Boden. Die Schlachtreihe glitt über mich hinweg. Dunkel ward es um mich.

Als ich aufwachte kümmerte sich ein Heiler aus dem Feuerlager um meine Wunden. Die Schlacht tobte noch, aber sie war entschieden. Die Allianz lag am Boden. Den Asen sei Dank. Trauer und Stolz ergriffen von meinem Herz Besitz. Nachdem ich nach meinen Mannen gesehen hatte, machte ich mich mit einigen anderen auf den Weg zum Allianz-Lager. Nur wenige bewachten noch das Lager der Allianz. Wie schnell sie auf einmal zu Verhandlungen bereit waren. Der hohe Rat war gar nicht mehr herablassend wie wenige Stunden zuvor. Und der Rechtssprecher verstand dann auch was Blutgeld bedeutete.

Fünfzehn Goldstücke boten sie uns an, damit wir sie verschonen. Ich beriet mich mit Jarl Ragnar, welcher 20 für angemessen hielt. Ich forderte 30 Goldstücke. Und diese bekam ich auch. Nie werde ich die fassungslosen Gesichter der Anführer der Allianz vergessen. Als wir dem Lager den Rücken zu kehrten stürmten die Orks das Tor. Die Allianz bat uns um Hilfe. Uns...

So kam es dann, dass wir gegen Nachmittag zu einer großen Schlacht loszogen. Wir waren verpflichtet unseren Verbündeten die Hilfe entgegen zu bringen, die wir beim Angriff der Allianz auf uns auch erhalten haben. In dieser Schlacht gab es für das Große Heer nichts zu holen und so blieben einige unserer Mannen im Lager. Es kamen nur jene mit, welche sich Hoffnung auf ein wenig Gold machten oder einfach Lust zu kämpfen hatten. Die Ylfinge nahmen aus beiden Beweggründen den langen Marsch zum Schlachtfeld auf sich. Das holprige Gelände sollte dem Heer mehr zu schaffen machen, als der Kampf gegen die zahlenmäßig weit unterlegende Streitmacht der Gegner. Sie wurde angeführt von dem Feuerlager, welches zum großen Teil Kelten beinhaltet. Verbündete war ein Haufen aus Svartalfen, Söldnern und einem anderen Elementarlager.

Das Heer nahm den Platz auf der linken Flanke ein und setzte sich als Ziel, die schweren Gechütze auf der rechten Seite des Gegners zu zerstören. Vor der Kampfhandlung wurden bereits wilde Schreichöre von beiden Heerseiten aus verteilt. In diesem Schlachtenchor drang vor allem das Große Heer heraus und trotz der weiten Entfernung vermochte ich die Angst unserer Gegner zu spüren.

Die Schlacht endete schneller als sie begonnen hatte. Das Große Heer stürmte wild voran und preschte in die Reihen seiner Gegner. Rasch waren die Geschütze ausgeschaltet und die Gegner in die Flucht geschlagen. Doch dann brach Unordnung aus und ich war mir nicht sicher, ob ich von Freund oder Feind umgeben war. Ich sah eine Reihe von Männern auf mich zukommen, welche ich vom Aussehen her zu meinen Verbündeten rechnen würde. Ich sollte recht behalten, als sich hinter mir eine Gruppe von Svartalfen formierte. Umgehend war auch diese Gruppe zerschlagen und ich hielt Ausschau nach meinen Leuten. Ich konnte unser Banner erblicken und eilte dorthin. Auf dem Weg in die Obhut des Heeres beobachtete ich einen schwarzhäutigen Bogenschützen. Er nahm seinen Pfeil und spannte die Sehne. Als er gerade schiessen wollte, fügte ich ihm einen tiefen Schnitt in seinem Rücken zu. Hastig zog ich das Sax aus der Wunde und mein Widersacher ging zu Boden. Das ursprüngliche Opfer nickte mir zu und ich fühlte eine Art Genugtuung. Ich hatte meinen eigenen Teil zum Dank an die Elementarlager getan.

Die recht ruhmlose Schlacht schien beendet und niemand wurde ernsthaft verletzt. Gold gab es auch nicht zu holen und bis auf ein paar kleine Scharmützel mit abziehenden Gegnern waren auch die Kampfhandlungen eingestellt...

„Orken!“ kam es von weitem. Rasch fiel mir auf, dass ich die Orken nicht auf dem Schlachtfeld ausmachen konnte. Feind und Freund schienen gleichsam überrascht zu sein und standen wie angewurzelt dar. Ganz oben auf der Anhöhe kamen dann die ersten Grünhäute aus dem Wald gestürmt. Es wurden mehr und mehr. Der Heerkönig reagierte und ließ einen Schildwall gegen diese Geschöpfe bilden. Ich bekam ein ungutes Gefühl, da wir in der Unterzahl waren und einen harten Tag hinter uns haben. Das Heer hatte viel Kraft gelassen. Sollte das unsere Belohnung sein? Von Orken abgeschlachtet werden? Sie kamen als Haufen angerannt und hätten uns sicherlich überlaufen...doch wir waren nicht ihr Ziel. Sie schwenkten an uns vorbei und fielen über die Schattenstürmer her, welche fast als einzige Gruppe der ehemaligen Allianz zum Kampf angetreten waren (obwohl es mir bis jetzt ein Rätsel ist, wie schnell sie sich erholen konnten). Ein wilder Kampf entbrannte und unser Heerkönig vermochte nicht zu entscheiden wem wir zur Seite stehen sollten. Niemand konnte die Schattenstürmer leiden und auch die Orken waren verhasst. So ließen wir die beiden den gleichen Kampf austragen...der Ausgang blieb uns leider verschlossen.

Wie nah doch das Ende und der Neubeginn beisammen liegen. Wir haben gestern bei Einbruch der Dunkelheit unsere Toten auf ihre letzte Reise geschickt.

Viele mutige Männer fanden den Tod. Ihr Platz in Walhalla ist Ihnen gewiss.

Auch mein Bruder Alrik ist gegangen. Wie kein anderer hat er den Tod in der Schlacht gesucht. Er wollte immer der erste sein. Ich denke er streitet jetzt mit den Sachsen in den heiligen Hallen um den ersten Platz. Jeden Tag aufs neue.

Thorger Sturmwolf hatte vergessen uns rechtzeitig zum Beginn der Zeremonie Bescheid zu sagen. Aber ich war ihm nicht lange böse, da er es nicht mit Absicht tat.

So hatte Alrik aber noch ein letztes Mal einen großen Auftritt, als er auf seinem Schild zu den anderen Gefallenen getragen wurde.

Erwähnen will ich das Mikjáll Petersson uns die Ehre erwies, meinen Mannen beim tragen zu helfen.

Thorger und Thore und auch Perchte fanden gute Worte und guten Gesang zu Ehren der Toten.

Ich selber hielt mich kurz gefasst als Thorger mich bat über meinen Bruder Alrik zu sprechen. Ich denke ich hab Worte gewählt die ihm würdig waren.

Sein Andenken wird auf ewig in den Sagas, welche an unseren Feuern auf Reykjajar erzählt werden, gewahrt bleiben. Für die jüngeren wird er immer ein Vorbild an Tapferkeit sein.

Nachdem alles gesagt war erschien eine Walküre und nahm die müden Krieger mit in die Dunkelheit. Gute Fahrt Alrik.

Kurz darauf begann die Hochzeitsfeier beim roten Stier. Das Lied von Elva Asmundsdottir zu Ehren des Brautpaars hatte mich zutiefst berührt. Hab ich ihr zu späteren Stunde auch noch gesagt und sie zum Dank mit einem Gedicht erfreut. Da ich nicht mit leeren Händen vor dem Brautpaar stehen wollte und ich die unsichere Lage der neuen Heimat der beiden kannte, schenkte ich ihnen ein Versprechen.

Sollten sie jemals bedroht sein, dann sollen sie nach mir und meinen Mannen rufen und wir werden kommen. Wir haben bis in die frühen Morgenstunden gesungen, getanzt und gezecht. Perchte ist eine Frau mit feurigem Temperament. Dieses Feuer, glücklich ist der Mann der sich da wärmen kann. Später zogen wir noch ins Vergnügungsviertel. Erst als der Morgen graute kehrten Ole und ich zurück zum Zelt. Die Alten sind halt immer noch die besten und zähesten....

Der warme Westwind fuhr mir gegen meinen Rücken. Die Hochzeit von Hildolfr und Svanja war anstrengender als manches Gefecht. Doch die Ylfinge schwiegen nicht auf Grund ihrer körperlichen Erschöpftheit. Allesamt schienen sie mit ihren Gedanken bei Alrik zu sein. Auf dieser Heerfahrt sollte die Sippe das bisher größte Opfer darbringen müssen. Auch wenn er nun an einem Tisch mit all den Einheriern sitzt und der Met in Unmengen seine Kehle benetzt, so wird er uns immer fehlen. „Halt ein paar Plätze frei und trink nicht alles weg.“ Dachte ich mir und drehte mich um. Wieder straffte der Wind das Segel und die Sjórúlfur nahm Fahrt auf. Vom Bug aus warf ich einen letzten Blick auf das kleiner werdende Ufer Mythodeas und mir wurde klar, dass meine anfänglichen Zweifel nicht unbegründet bleiben sollten.

So begab es sich dann, dass die Kolonne aus Drachenbooten nach und nach kleiner wurde, da ein jeder seine Heimat ansteuerte. So mögen wir uns alle auf unserem Winterthing wiedersehen und uns an diese erfolgreiche Heerfahrt erinnern.

geschrieben von Jander Skaflocson