Die Familie saß am Feuer an einem Abend im Sommer. Die leisen Lieder von Heldentaten schwebten durch den Raum, als plötzlich die Wache vom Nordtor einen Fremden zu Jander führte. Stille trat ein als der Zwerg sich setzte. „Was ist dein Begehr?“ fragte Jander mit ruhiger, ja fast sanfter Stimme. Man kannte sich. „Ich komme aus Myr, mein Herr.“ Antwortete der Zwerg. „Ich bringe schlimme Kunde. Meine Königin möchte einer Einladung des Barons von Myr folgeleisten, doch die Inquisition rüstet auf und alle Wege sind unpassierbar geworden, wenn man einer Schlacht aus dem Wege gehen will. So schickt mich meine Königin mit diesem Runenholz zu euch. Mehr wurde mir nicht gesagt.“ Der Zwerg senkte den Blick, doch Janders dagegen hellte sich auf. Er erkannte das Holz sofort. Er hatte es Königin Riga beim letzten Besuch in Myr übergeben, mit der Aufforderung es sofort zurück zu schicken wenn das Zwergenvolk Hilfe braucht. Jander wollte dann Hilfe schicken. „Ich erkenne das Holz und kenne dessen Bedeutung gut. Deine Königin fordert die Einlösung eines Versprechens und ich halte immer mein Wort.“ Die letzten Worte brüllte Jander in den Raum. Jeder wusste was das hieß.

Einige Wochen später legte das Langboot an der Küste von Myr an. Jnader hatte sein Wort gehalten. Er kam zwar nicht selbst, doch seine Abgesanten genossen sein Vertrauen. Otra, Teilur, Thorleif, Nanna, Svölnir mit dem Gefolge aus Dargur, Lasse und Embla.

Die Zwergenkönigin empfing die Ylfinge persönlich und erklärte den Ernst der Lage. Sie musste das Treffen mit dem Baron stattfinden lassen. Neue Angriffe und Schlachten, neue Bündnisse sollte erörtert werden. Die Ylfinge sollten der Königin ein unbeschadetes Ankommen beim Baron sichern. Die Reise begann in den Tiefen der Berge. Der Ausgang nahe dem Lager des Barons war nach 2 Tagen erreicht. Doch der erste Eindruck des Lagers und seiner Bewohner war alles andere als freundlich. Gezückte Waffen, umtriebige Gestalten und Unvertrauen waren allgegenwärtig.

Der Baron begrüßte die Ylfinge kurz aber freundlich und entließ sie ihr Lager aufzubauen.

Doch auch dabei wurden sie beobachtet, öffentlich, aber auch aus dem Hinterhalt. Männer aus fernen Landen und aus Myr schlichen am Lager votbei. Geflüster war zu hören: „Die Ylfinge sind da!“

Ein Fremder, dunkel gekleidet kam zum Lager und bat um eine Laterne. Er wollte einen Verletzten betreuen doch er hätte kein Licht. Er lächelte, aber seine Aura war auch düster. Er bekam unter prüfenden Blicken der Ylfingmänner eine Öllampe geliehen. Mit freundlichen Dankesbekundungen brachte er sie nach einigen Stunden zurück. Er stellte sich kurz vor. „Mein Name ist Lysir. Ich bin ein Nordmann wie ihr, und ein Reisender. Ich wünsche euch das Beste.“ Dann ging er. „Was soll denn das heißen, er wünscht uns das Beste hier? Komischer Kautz, den werde ich mal im Auge behalten.“ sagte Svölnir.

Doch in dieser Nacht kam er nicht mehr dazu. Als er Wache hielt und Dargur ihn gerade ablösen wollte schlich eine dunkle Gestalt auf die beiden Männer zu. Dargur zückte sofort sein Messer:„Wer da!?“ schrie er in die Dunkelheit. Niemand antwortete. Ein leises Knacken brachte auch Svölnir nun auf den Plan. Mit erhobener Klinge stand er am Rande des Lagers und rief:„Zeigt euch!“ Er drehte sich um und sah auch schon einen Mann vor sich stehen mit einem Schwert in der Hand. Blitzschnell zuckte Svölnirs Klinge zum Hals des Fremden und auch Dargur hatte nicht gezögert. Er hatte den Fremden umkreist und hielt ihm sein Messer an die Kehle. „Wer bist du und was willst du?“ zischte Svölnir ihm angriffslustig ins Ohr. Der Fremde rührte sich nicht. Nur leise stotternd brachte er hervor:„Ich lebe hier und wer seid ihr?“ Svölnir riss der Geduldsfaden. „Du fragst wer wir sind? Du willst es wirklich wissen? Nun, du hast kein Recht hier irgendetwas zu erfahren. Nenn deinen Namen und dein Begehr oder stirb. Du hast die Wahl!“ Der Fremde zitterte. „Ich weiß schon wer ihr seid“, stieß er hervor, “Ylfinge!“ Er stellte sic kurz vor, beteuerte voller Angst dass er nicht Böses vor gehabt hätte und verschwand dann unter dem Gelächter von Svölnir und Dargur in die Nacht. „Was für ein Würstchen“ stelle Dargur fest. „Ja, aber Jander kann sich nicht beschweren, der Name der Sippe eilt uns wieder voraus und die Feinde zittern schon bei seinem Klang. „YLFINGE!!“ schrien die beiden Männer und nur Stille kam zurück.

Der Morgen kam. Die Sonne schien und die Ylfinge genossen ein gemeinsames Frühstück in aller Ruhe. Eine Schankmaid des Barons servierte sogar Kaffee. Svölnir, Dargur und auch Nanna bedienten sich. Während Embla den Rest der Sippe, allen voran natürlich Otra, schon mit Kaffe versorgt hatte. Dargur berichtete den anderen von der Begegnung in der Nacht. Er wollte gerade zum Ende seiner Geschichte kommen, als er plötzlich umfiel. Wie Stein prallte sein lebloser Körper auf das weiche Gras. Teilur stürzte vor, um zu helfen und wurde auch schon vom Körper, des auch bewusstlosen Svölnirs begraben. „Was ist hier los?“ frage er und rappelte sich hoch. Gerade noch sehend, wie sich Thorleif und sein Weib auf die Erde legten. Verwirrt sahen sich die Ylfinge an. Doch viel Zeit blieb nicht um sich zu wundern, geschweige denn etwas zu tun. Schon standen alle wieder auf und der Irrsinn nahm von ihnen Besitz. Svölnir setzte sich auf einen Stuhl neben einer Holzstange, die das Sonnensegel trug, und begann ausführlich mit „Jander“ zu sprechen und zu streiten. Dargur lief umher und suchte verzweifelt rufend sein Bett, das er offensichtlich nicht finden konnte. Am schlimmsten jedoch hatte es Nanna getroffen. Sie hatte sich einen Frosch gefangen und herzte ihn wie ein geliebtes Wesen. Sie gab ihm den Namen Jörg. Von den Ylfingen erkannte sie niemanden mehr. Verwirrt wandte sie sich ab wenn jemand sie ansprach. Auch sich selbst schien sie nicht mehr zu kennen.

„Vergiftung!!“ schrie Thorleif. „Sie wurden vergiftet. Otra, tu doch was!!!“

Und sogleich warf Otra die Runen, doch das Ergebnis war nicht gut. „ Ich bekomme keine klare Antwort von den Göttern. Ich denke wir sollten sie erst einmal vor sich selber schützen. Betäubt und fesselt sie!“

Gesagt getan. „Und nun...“ fragte Thorleif „wir können sie doch nicht ständig auf den Kopf schlagen?“

„Embla“; sagte Otra bestimmt, „brau ein Gegengift.“

Sofort machte sich Embla an die Arbeit. „Das wird allerdings ein wenig dauern. Ich muss zuerst in den Wald und die richtigen Kräuter suchen und dann braucht der Trank bestimmt eine Stunde Garzeit.“

„Lasse, du begleitest Embla in den Wald.“

Während Ebmla mit dem Brauen beschäftigt, war berieten sich die anderen was weiter geschehen sollte. Auch Lysir war zurück. Besorgt betrachtete er die Vergifteten. „Kann ich etwas für euch tun?“ fragte er. „Nun, wenn du weißt wer uns schlecht gesonnen ist, dann hättest du uns sehr geholfen.“ meinte Teilur. Lysir sah ihn kurz an und ging dann in Richtung Taverne davon, ohne noch ein Wort zu sagen. Niemand nahm davon weitere Notiz, denn in diesem Moment nahm Embla den Kessel vom Feuer. „Fertig?“ fragten Thorleif und Lasse wie aus einem Munde. „Nein, jetzt muss er erst abkühlen und dann muss ich noch einiges zugeben um das Gift in ein Gegengift zu wandeln.“ erklärte Embla.

Eine halbe Stunde später war das Gegengift fertig. Und vorsichtig verabreichten Lasse und Embla das Gebräu an die Vergifteten. Nichts geschah!

„Was?! Es hat keine Wirkung“ schrie Thorleif, „kannst du das überhaupt?“ Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. Embla dagegen sah enttäuscht aus:„Rede nicht so, kaum ein Trank wirkt sofort. Es dauert einige Minuten, also warte ab!“ Sie drehte sich um, um ihre Tränen zu verbergen. „Ich bin vielleicht kein geborener Ylfing, doch ihr seid zu meiner Familie geworden und ich würde euch nie schaden. Und vergiss nicht, nicht nur dein Weib liegt dort!“

Langsam ging Thorleif auf sie zu, leget seine Hand auf ihre Schulter und sagte:„Es tut mir leid.“ Embla sah ihn an und es bedurfte keinerlei Worte mehr. Und genau in diesem Moment gähnte Dargur laut und fragte verschlafen, warum man ihn gefesselt hatte. Lasse band ihn los und half ihm auf. Orta stellte ihm einige Fragen, um zu prüfen ob er wieder der Alte war. Auch Svölnir sah nun auf. Noch immer hielt er die Holzstange im Arm. Verwundert und ein wenig peinlich berührt, liess er sie los und stand auf. Auch er musste sich den Fragen Otras stellen. Nanna dagegen wurde nicht wach. Thorleif kniete neben ihr und hielt ihre Hand, während er leise auf sie einredete. „Haben wir vielleicht zu hart zu geschlagen?!“ wandte er sich hilfesuchend an Otra. Sie schüttelte den Kopf und trat näher. Nanna öffnete die Augen. „Nanna?“ fragte Thorleif leise. „Wer?“ fragte Nanna verwirrt zurück. Sie setzte sich auf. „Wo ist Jörg?“ Thorleif sah schockiert in die Runde. Niemand sagte ein Wort. Den halben Tag lang hatten alle noch Hoffnung dass sich Nannas Zustand noch änderte, doch Nanna suchte mit den Kindern im Lager ihren Frosch. Sie freute sich über eine Gruppe von Orks, die am Lager vorbei gingen. Und wollte mit den „lustigen Gesellen“ mit gehen. Sie warf Kräuter und Blumen in den Heiltrank, den Embla gerade braute, so dass sie von Neuem beginnen musste. Am Nachmittag lagen bei allen Ylfingen die Nerven blank. Nicht genug damit, dass der Baron offensichtlich auf die Hilfe der Orks setzte, um gegen die Inquisition zu marschieren. Nein, Nanna nannte sich jetzt nicht mehr Nanna, sondern Knäcke Wasaadottir. Die Ylfinge hatten also schon vor dem ersten Kampf einen Verlust zu vermelden. Nanna hatten sie an den Wahnsinn verloren. Niemand konnte Throleif trösten. Sein Weib gab es nicht mehr. Doch beschützte er sie, als sei nichts geschehen.

Lysir war zurück gekehrt und berichte von Dingen, die er heraus gefunden hatte. „Die kleine Schankmaid, die euch am Morgen Kaffee brachte hat euch vergiftet. Sie ist eine Spionin der Inquisition. Und sie ist verschwunden.“ Lysir lächelte freundlich. Doch dieses Lächeln rief Svölnir auf den Plan. Er schritt auf Lysir zu und baute sich vor ihm auf: „Wer seid ihr? Woher wisst ihr all diese Dinge? Und warum freut ihr euch auch noch darüber. Lacht ihr über das Pech und Elend meiner Familie? Schert euch weg und kommt nicht zurück oder ich stelle euch den Asen vor!!!“ Entsetzt über diese Rede machte sich Lysir davon.

„Dann stelle ich euch den Asen vor?“ lachte Teilur. „Das war ja mal eine schöne Todesdrohung.“

Auch die anderen lachten. Ein wenig Erleichterung brach aus und so bemerkte niemand, wie eigenartig diese Rede doch gewesen war. Lysir kam um zu helfen und Svölnir drohte ihm mit dem Tod. Auch in den nächsten Stunden übernahm Svölnir mehr und mehr die Rolle des Hetmanns. Er wollte bei diplomatischen Gesprächen dabei sein und kommandierte die Ylfinge herum wie nicht einmal Jander es sonst tut. Doch niemand tat etwas dagegen. Alle hatte mittlerweile ein komisches Gefühl und Teilur sprach aus was alle dachten:“ Myr ist ein komisches Land und es verändert die Menschen.“

„SAMMELT EUCH!! DIE ROTRÖCKE GREIFEN AN!!!“

Lautes Geschrei dröhnte über den Lagerplatz. Jedermann bewaffnete sich und Horden von Kriegern stürmten zum Sammelplatz an der Taverne. Svölnir vorne weg. Wieder stelle er sich in die erste Reihe und besprach mit dem Baron und der Zwergenkönigin das weitere Vorgehen. „Bildete eine Schildreihe“ rief der Baron, doch zu mehr kam er nicht mehr. Die Rotröcke bogen um eine Waldecke und der Kampf begann. Schwerter blitzten in der Sonne, Äxte rauschten durch die Luft. Abgetrennte Gliedmaßen lagen auf dem Schlachtfeld. Schreie des Schmerzes mischten sich mit Schreien des Kampfes und des Sieges. Das Blut floss in Strömen. Verletzte wurden vom Schlachtfeld gezogen. Die Heilerinnen hatten nicht wenig zu tun und gaben ihr Bestes. Minuten wurden zu Stunden, doch die Schlacht tobte weiter. Staub lag über allem. Erst gegen Abend flüchteten die letzten Kämpfer der Inquisition in die Wälder. Es war getan. Die Schlacht war gewonnen. Als der Staub sich legte und jede Rasse seine Verletzten und Toten versorgt hatte, trat der Baron vor.

„Danke Euch allen! Wir haben sie besiegt. Die Feinde sind geschlagen und vertrieben. Hoffen wir das dies der Anfang vom Ende der Inquisition ist! Wenn ihr alle euch erholt habt, lade ich euch ein an meine Tafel zu kommen und diesen Sieg mit mir zu feiern.“

Lautes Siegesgeschrei folgte.

Es wurde ein rauschendes Fest. Die Ylfinge hatten ihren Auftrag erfüllt. Am nächsten Tag stachen sie nach vielen und langen Dankes- und Verabschiedungsworten wieder in See. Das Ziel war die Heimat und die Freunde. Niemand war getötet worden. Thorleif und Dagur hatten ihre Kampfeswunden heilen lasen. Allen ging es gut, auch wenn sie Nanna in Myr zurück lassen mussten. Ihr Geist blieb dort zurück, in ihrem Körper lebte nun Knäcke.

Erst auf dem Weg zurück nach Hause erkannten alle, dass auch Svölnir länger von dem Gift verwirrt gewesen sein musste als sie gedacht hatten. Am Mittag des dritten Tages der Rückfahrt brach er plötzlich zusammen. Rappelte sich sogleich wieder hoch und sah verwirrt in die Runde.

„Was soll das, warum sind wir wieder auf dem Boot? Wir sind doch gerade erst in Myr angekommen? Warum seht ihr mich alle so seltsam an, und warum ist mir so schwindelig?“

Er konnte sich an nichts mehr erinnern...

verfasst von Embla O'Riagäin