Olaf war schon ganz unruhig. Er trieb die Knechte an, endlich das Boot zu vertäuen, damit er zu seinem Haus gehen konnte. Er war spät dran, die Reise hatte länger gedauert, als er gedacht hatte. Die Überfahrt, war hart und unruhig gewesen, was auch noch zu einer Verspätung geführt hatte. Dieses Jahr war das Julfest etwas Besonderes. Sein Bruder Thorleif würde heiraten. Olaf hoffte, dass noch nicht alles vorbei war. Müde und erschöpft machte er sich auf den Weg zu seinem Haus. Gleich würden ihm bestimmt seine Frau und seine Tochter entgegen kommen. Sicherlich hatte man das Ankommen seines Bootes schon gemeldet. Der Hafen lag still und leer vor ihm. Nur einzelne Fackeln erhellten die Wege.
Wie verwundert war Olaf, dass sich keiner blicken lies. Unmut darüber stieg in ihm auf. Seine Frau hätte schon mit dem Begrüßungstrunk da sein müssen. Aber es kam keiner. Olaf fand sein Haus verlassen vor. Die kostbaren Gegenstände waren herausgeschafft worden. Was war hier los? Misstrauisch glitt seine Hand zum Schwertknauf. Es sah aber nicht nach einem Kampf aus. Entschlossen marschierte er zum Haus seines Bruders. Hier fand er einen Teil seiner Familie, nur nicht seine Frau. Als Embla ihn sah, sprang sie auf und reichte Olaf den Begrüßungstrunk. Thorleif trat zu ihm und berichtete, dass der Hof des Vaters angegriffen worden sei, und dieser die Heilerinnen angefordert hätte. Darum sei sein Hof verlassen. Seine Wertgegenstände hatte Thorleif unter Verschluss. Man müsse abwarten, da man noch nichts Genaueres wüsste.
Nach und nach trafen weiter Familienmitglieder ein. Jeder war erstaunt und wusste mehr zu berichten. Auch Erik erzählte von Übergriffen auf Höfe im Norden. Er vermutete die Björnsons hinter dieser Schandtat. So saß man zusammen und diskutierte was geschehen sei.
Am nächsten Morgen kamen mehr Ylfinge in den Hafen. Die Hochzeit stand an. Die Knechte meldeten, ein Boot sei gekommen. Olaf eilte zum Hafen und Hillevi und Keila liefen ihm in die Arme. Schreckliches hatten sie gesehen und zu berichten. Die Björnsons hatte in der Nacht heimtückisch den Hof Kargurs überfallen und eine Scheune niedergebrannt. In der Scheune lebte Gesinde, es gab viele Tote. Die Mutter würde schwer verletzt daniederliegen. Kargur jagte die Täter durch die kalten Berge im Norden. Es fiel den Mädchen schwer zu berichten, aber Sven, Olafs Bruder, der Vater der Mädchen, war feige geflohen. Die Mädchen sprachen ihm die Vaterschaft ab.
Jander, der krank das Lager hütete, wurde durch Boten informiert und kam mit entsprechend schlechter Laune. Sofort wurde ein Familienrat einberufen. Man diskutierte und sprach darüber, was zu tun sei. Isegrimm und Erik baten darum aufbrechen zu dürfen, um im Norden die Höfe der Väter zu beschützen. Jander stimmte dem zu. Man war sich einig, dass es nicht ungesühnt bleiben dürfe. Es wurde auch über das Winterthing geredet und die nächste Heerfahrt.
Danach leitete die Völva das Julfestritual ein. Dort kam es dazu, dass Olaf einen Blutschwur leistete. Er schwor seinen Bruder zu töten um die Ehre wieder herzustellen. Danach nahm er die beiden Mädchen als seine eigenen Kinder auf.
Nun liefen die Vorbereitungen zur Hochzeit. Nanna war schon ganz aufgeregt und alle wollten fröhlich sein. Die Knechte hielten Wache und man wollte die Feier beginnen. Zwischendurch wusch Jander dem Húskarl Svölnir den Kopf, da er seinen Sohn nicht anerkannt habe. Es folgte eine lange Rede über die Schönheit der Frau und das ein Sohn ein Geschenk sei. Svölnir erkannte den Jungen auf der Stelle an. Das Hochzeitsritual wurde abgehalten, nach Art der Ylfinge. Die Braut war zu Tränen gerührt. Wunderschön und anmutig schritten die Beiden um das Feuer. Die Freude war groß. Danach wurden die Beiden zu Bett gebracht und sie vollzogen die Ehe. Kräftig war der Schlag von Thorleif. Die Geschenke wurden übergeben. Eine Krippe von der Sippe, die beste Milchkuh von Jander und Mettes Hof, Geld von Kargur und Olaf sowie Pfeffer, Salz, Mehl und Brot. Damit war das junge Paar segensreich bestückt. Natürlich erhielt Nanna auch das Kopftuch mit der Ylfingborte, als Zeichen ihrer Würde als verheiratete Frau. Thorleif überreichte den Schlüssel und Svölnir das Brautgeld. Die Hochzeit war vollzogen und man ging zum Feiern über. Leckere Speisen wurden aufgetragen. Man sang, trank und lachte die ganze Nacht hindurch. Die Feier war so wild, dass der Hersir nur mühevoll ins Bett fand und Ulf gleich im Teich den Schlaf suchte. So ging die Feier zu Ende. Erik, Isegrimm, Sven, Finn und Ulf, der nur mühsam wach wurde, bestiegen noch in der Nacht eines der Boote und reisten ab.
Später in der Nacht geschah es, das sich Meuchelmörder über die Palisade machten und in das Schlafhaus eindrangen. Sie versuchten den Hersir zu töten. Im letzten Moment konnte das vereitelt werden. Die Mörder verletzten Jander schwer und töteten einige Knechte, die Wache gestanden hatten. Rökkva, konnte Jander versorgen und rettete ihm das Leben. Wieder brachen hitzige Gespräche aus wie das geschehen konnte. Man dachte sorgenvoll an den Morgen, wo Jander erwachen würden. Den Ylfingen standen harte und ungewisse Zeiten bevor.
verfasst von Olaf Karguson