s war nachts, ein kleines Lager aus Zelten, spärlich bewacht, lauerte auf den Morgen. Ubbo kratzte sich an seinem kahlen Schädel und starrte ins Feuer. Die bevorstehende Schlacht stank nach Niederlage und Tod. „Fünf Mann für jeden von uns“ rechnete er wieder vergeblich. Männer, die seinem Herren die Treue geschworen, verließen nachts heimlich den Hird. Sievert kam an sein Lager, er schien noch frohen Mutes. „Warum grinst du so? Freust du dich auf die Gräuel, die uns bevorstehen?“ zischte Ubbo und sein fetter Hals bebte bei den Worten.

Er schien ihn kaum zu beachten und wärmte sich am Feuer - holte tief Luft und wartete. Er wartete so lange, bis Ubbos scheinbares Desinteresse verflogen war und er sich ihm wieder zuwandte. „Also, warum freust du dich?“ „Männer sind eben eingetroffen. Eine ganze Handvoll!“

„Sicher sind es wieder Bauern, die nur darauf warten, sich in die Hosen zu pissen?“ Ubbos Hoffnungen auf gute Nachrichten erloschen, wie sein mickriges Lagerfeuer, hätte er nur mehr Holz gehabt. „Nein, nein. Es sind echte Krieger. Der Hetmann hat Freunde… einflussreiche Freunde. Und siehe da! Wir haben Krieger. Echte Krieger aus Húsavik! Morgen werden wir einen vernichtenden Sieg davon tragen!“ Sieverts goldenes Haar hüpfte bei seinen frohlockenden Ausschweifungen auf und ab, er schien es tatsächlich zu glauben.“

„Erzähl mir mehr…“ sprach Ubbo, der sich wieder sorgsam um sein Feuer kümmerte, damit es nicht erlosch…

Im Nord-Osten Reykjajars gibt es eine weite Bucht, die sich tief ins Festland beisst. Kalte Wogen des Meeres peitschen gegen hohe Küsten und prallen gegen kargen, schwarzen Stein. Ein verlassener Ort trägt den Namen, wie die Bucht – Húsavik. Wenige Menschen leben dort, aber die handvoll Männer, die dort hausen, sind bekannt im ganzen Land.

Es gibt eine Redensart hier… „Schwer misst man des Schwertbaumes Mut, von der Insel aus Eis – doch fürchten tut man Húsaviks Mannen, obgleich auf welcher Seite sie streiten.“

Ein versoffener Haufen, dem man keinen Schritt weit traut, denn was haben sie auch zu verlieren?

Karg ist ihr Land – das bisschen fruchtbare Erde, verteidigen sie mit all ihrer Kraft. Das tosende Meer entreißt ihre Toten den Gräbern – verbrennen tun sie nur ihre Helden. Eisen und Erz gibt das Land kaum her – umso gefährlicher sind sie mit barer Brust. Bekannt sind sie auch für ihren Witz, beseelt sind ihre Zungen, wohl weil ihnen sonst nicht vieles bleibt. Und ihre Weiber… von denen wagt es keiner zu sprechen.

Aber hast du das Glück einen Kämpfer aus Húsavik Freund nennen zu dürfen, so weicht er dir nie von der Seite, bis die Walkyren dich hoch oben nach Valhall tragen.

von Isegrimm Leifson