ie Struktur der Wikingergesellschaft auf Reykjajar ist in Klassen unterteilt, deren Grenzen schwierig, aber nicht unmöglich zu überwinden sind.

Die Sklaven bilden die niedrigste Schicht der Gesellschaft, werden aber im allgemeinen von ihren Herren gut behandelt, bilden sie doch die Arbeitskräfte am Hof und sichern damit auch das Überleben der Gemeinschaft. Ausgewählte Sklaven haben bei den üblichen Raubfahrten die Waffenarsenale zu bewachen, denn die Waffen werden erst bei Erreichen des Zieles ausgegeben; zu groß ist die Gefahr, dass sich die Mannschaft während der Überfahrt durch ihr ungestümes Temperament selbst dezimiert. Manchem eifrigen Sklaven wird die Freiheit, oft in Verbindung mit einem Stückchen Land geschenkt; lebenslange Dankbarkeit und Loyalität kann so gesichert werden. Obdachlose, Bettler und teilweise auch fahrende Handwerker haben die gleiche rechtlose Stellung wie die Sklaven.

Die Knechte und Mägde sind die eigentlichen Arbeiter auf den Höfen. Sie bestellen die Felder, hüten das Vieh und verarbeiten die entstandenen Produkte. Oft tragen sie große Verantwortung auf dem Hof. Auch sie werden nicht selten mit etwas Land bedacht.

Freie Bauern, die Karle, bilden das Schwergewicht der Gesellschaft. Sie besitzen mehr oder weniger große Ländereien, gehen jagen und fischen, erledigen die handwerklichen Arbeiten selbst, gehen nicht selten auf Wiking und auf Handelsfahrt, begleiten ihre Fürsten bei Beute- oder Kriegszügen – und sie haben eine Stimme beim Allthing. Dort können sie sprechen, anklagen, angeklagt werden oder zum Gesetzessprecher bestimmt werden. Ihre Ehefrauen führen die Geschäfte der Männer bei deren Abwesenheit weiter. Sie beschäftigen sich mit der Beaufsichtigung der Arbeiter, der Zubereitung der Mahlzeiten, der Weiterverarbeitung von Lebensmitteln sowie dem Spinnen, Weben und Nähen von Stoffen, die als Kleidung oder Handelsware benötigt werden. Der oder die Schlüssel für Türen, Kisten und Truhen sind das Zeichen für die ""Herrin im Haus"" und werden, für jeden sichtbar, am Gürtel getragen.

Die Fürsten, Jarle genannt, sind die Aristokraten der reykjajarschen Gesellschaft. Sie betrachteten sich als Kleinkönige und sind die Anführer bei Beute- und Heerzügen. Je nach Macht haben sie mehr oder weniger viele und mächtige Karle als Gefolgsleute. Auch sie besitzen gewöhnlich große Bauernhöfe und Ländereien.

Einen König gibt es auf Reykjajar nicht. Die zentrale Instanz für Verwaltung und Rechtsprechung ist das Allthing, welches in Thingvellir an 14 Tagen im Sommer stattfindet. Jeder freie Mann kann auf dem Allthing von seiner Stimme Gebrauch machen. Streitigkeiten werden von weisen Männern entschieden. Jeder der 36 reykjajarschen Jarle bestimmt einen dieser Männer. Ihr Rechtsspruch ist verbindlich, jeder der ihn missachtet ist friedlos, hat keine Rechte mehr und darf straflos getötet werden.

Das Erbrecht auf Reykjajar sieht die Erbfolge des Erstgeborenen vor. Die nachfolgenden Söhne haben keine Ansprüche, sind also darauf angewiesen auf andere Weise (Heirat, Auswanderung, Handel, Söldnerdasein oder Raubfahrt) zu Land, Reichtum, Ruhm und Ehre zu gelangen.

Das Streben nach Reichtum, Ruhm und Ehre ist auf Reykjajar tief in den Menschen verankert. Daher fahren auch viele ansässige Bauern in Sommermonaten, die ihre Anwesenheit am Hofe nicht unbedingt erfordert, auf Raubzüge, um ihren Reichtum zu vermehren.

Die Jarle haben ihre Gefolgsleute zu versorgen und sie mit reichen Gaben zu bedenken, um sich deren Loyalität zu sichern. Loyale Gefolgsleute sind immer wichtig, sei es bei Streitigkeiten mit Nachbarn, bei Kriegs- und Beutezügen oder als Eidhelfer beim jährlich stattfindenden Thing. Je mehr Gefolgsleute ein Jarl hat, desto mächtiger ist er; je mächtiger er ist, desto fürstlicher muss er seine Mannen belohnen. So sind die Fürsten gezwungen Reichtümer anzuhäufen.